Am westlichen Abhang des eiszeitlichen Urstromtals, welches seit Jahrhunderten auch eine natürliche Grenze zwischen Mecklenburg und Vorpommern bildet und in dem die Recknitz gemächlich ihren Lauf nimmt, liegt das Städtchen Marlow. Kommt man durch das Tal von Vorpommern her und hat die Recknitz, den ehemaligen Grenzfluss, überquert, so bietet sich ein schöner Blick auf die Stadt. Die Häuser schmiegen sich an den Hang, und aus der Spitze dieses Häuserberges scheinen der Kirchturm und das Rathaus hervorzuwachsen.
Im Jahr 1179 findet man den ersten schriftlichen Hinweis auf Marlow. „Fürst Heinrich Borwin (Reg. 1179 - 1227) hat seinen Ritter Heinrich von Bützow die Hälfte des Schlosses Marlow neben den dazu belegten Dörfern und allen anderen Zubehörungen eingethan und geschenket, dagegen derselbige sich verpflichtet, das Land wieder zu cultivieren und in guten Stand zu bringen", heißt es in einer alten Chronik.
Diese Nachricht ist hinsichtlich ihrer frühen Datierung allerdings umstritten. Ein Urkundenbeleg ist dazu nicht mehr nachzuweisen. Im Jahre 1210 wird die gesamte Belehnung sinngemäß wiederholt und auf die Ehefrau des Heinrich von Bützow und seinen Sohn Thetlev ausgedehnt. Als Burgherr von Marlow unterzeichnet dieser Thetlev von Bützow 1218 als Zeuge die Gründungsurkunde von Rostock. Um diese Zeit wird wohl auch mit dem Bau der Marlower Kirche begonnen worden sein, die in ihrem Baustil spätromanische und frühgotische Formen vereint. Ob die in der Südwand des Langhauses befindliche Jahreszahl 1244 ein Hinweis auf die Fertigstellung der Kirche ist, lässt sich nicht genau belegen. Im März 1248 wird für Marlow aber schon ein Geistlicher genannt. Trotz der frühzeitigen und am Anfang wohl auch recht dynamischen Entwicklung - immerhin gehörten am Ende des 12. Jahrhunderts und Anfang 13. Jahrhunderts zur Marlower Burg wenigstens zwei voneinander unabhängige und relativ große Vorburgsiedlungen - kam Marlow zu keiner frühen Stadtgerechtigkeit. Noch 1286 spach man nur von einem „Ort". Erst in einer Urkunde vom 24.02.1298 hieß es dann „Städtchen".
In den beiden folgenden Jahrhunderten war Marlow ein beliebtes Pfand für die jeweils im Lande herrschenden Fürsten. So gehörte die Stadt von 1301 bis 1325 mit der Herrschaft Rostock zu Dänemark und in den Jahren 1448 und 1450 wurden den Landesherren die Nachbarstädte Marlow und Sülze den Brüdern Claus und Vicke von der Lühe erst verpfändet und dann zum erheblichen Lehen gegeben. 320 Jahre lang stand Marlow nun zwischen Landesherrschaft und Ritterschaft, was in keiner Weise die städtische Entwicklung förderte. Erst 1768 kaufte die Herzögliche Kammer die Städte Marlow und Sülze zurück. 1630 und vor allem 1637/38 wurde die Stadt und die Umgebung sehr arg vom Dreißigjährigen Krieg heimgesucht.
Der von 1622 bis 1645 in Marlow wirkende Pastor Joachim Küster hat berichtet, dass ihm in den genannten Zeiten „durch das leidige Kriegswesen alles bis auf den Grund ruiniert und sonderlich alles Vieh genommen wurde". Der Marlower Bevölkerung wird es sicherlich nicht anders ergangen sein. Vom Kirchturm requirierten die Soldaten 1638 die Kupferbedeckung, zerschlugen eine der vier Kirchenglocken und beschädigten zwei weitere.
Stadtkirche Marlow
1775 beantragten die Marlower beim Herzog den Bau eines neuen Küsterhauses, in welchem auch die Schule abgehalten werden sollte. Das Fachwerkhäuschen steht noch heute - im wesentlichen unverändert - neben dem 1822 erbauten Pfarrhaus.
Doch viele Eltern sahen damals keinen großen Nutzen im Schulbesuch, so dass sich der Pastor im Dezember 1788 beklagte, dass von 123 schulpflichtigen Kindern nur 52 die Schule besuchen würden. Als das Küsterhaus für den Schulunterricht nicht mehr ausreichend Platz bot, wurde im Jahre 1834 ein großes zweiklassiges Schulhaus gebaut, welches man immer wieder durch An-, Um- und Ausbauten dem Bedarf anpasste.
Durch den Zuzug von Flüchtlingen und Umsiedlern infolge des Zweiten Weltkrieges erhöhte sich die Zahl der Schüler und es gab erhebliche Raumprobleme, die sich noch vermehrten, weil wegen der Schließung der Dorfschulen in Marlow auch die Schüler aus vielen umliegenden Orten unterrichtet werden mussten. Erst ab 1962 begann man am Rande der Stadt mit dem Bau einer neuen Schule, in der am 01. September 1964 der Unterricht aufgenommen wurde.
Bis 1868 war die Recknitz auch Zollgrenze. So kam es mehrmals zu Streitigkeiten, wegen unberechtigter Grenzübertretung.
1767 gab es eine Beschwerde von der Königl.- Schwedischen Regierung in Stralsund an den Herzog in Schwerin, die Marlower hätten heimlich Hornvieh von Schwedisch - Vorpommern nach Mecklenburg gebracht. Daraufhin verbot eine herzogliche Verordnung jegliche Passage über die Grenze bei Marlow.
Dem Fährmann - eine Brücke gab es bis 1855 nicht - war es bei härtester Strafe untersagt, auf die pommersche Seite überzusetzen. Es fehlten aber, wie in den meisten Fällen, die konkreten Beweise, so dass nach einigem Hin und Her die Sache beigelegt wurde. Von großen Bränden ist die Stadt weitgehend verschont geblieben. Nur einmal, am 17. Juli 1795, fielen 19 Wohnhäuser einem Brand zum Opfer. Der Brand entstand, weil Rostocker Studenten nach einer „Sauferei eine übermütige Schießerei anfingen" und dabei das Dach einer Scheune in Brand setzten. Da Marlow zu dieser Zeit etwa 100 Wohnhäuser hatte, war das ein beachtlicher Schaden.
Verschiedener Quellen ist es zu entnehmen, dass im 12. und 13. Jahrhundert eine Haupthandelsstaße die Recknitz bei Marlow überquerte. Als am Ende des 13. Jahrhunderts die Nachbarschaft Sülze die führende Rolle im „Land Marlow" erhalten hatte, verlor der Recknitz-Übergang bei Marlow an Bedeutung und verfiel wohl bald. Erst ab 1855 gab es wieder eine feste Straße durch die Niederung und eine Klappbrücke über den Fluss. Für die Marlower Handwerker erschloss sich nun durch die Kunden aus den vorpommerschen Dörfern ein neuer Markt. Die städtische und wirtschaftliche Entwicklung erreichte um 1860 ihren Höhepunkt. Die Stadt hatte die bis dahin größte Zahl an Handwerkern, die später in einigen Gewerken nie wieder erreicht wurde. 1859 zählte man etwa 2100 Einwohner. In dieser Zeit erfolgte die Pflasterung der städtischen Straßen. 1862 beziehen Marlower Stadtväter ein neues, großes Rathaus, ein Putzbau im gotischen Stil. Sie hatten es etliche Meter vom Standort des ehemaligen Rathauses errichten lassen, so dass dadurch auch der Markt eine respektable Größe erhielt.
1888 schlossen sich Bauern, Pächter und Gutsbesitzer zu einer Genossenschaft zusammen. Sie bauten eine Molkerei, die ein Jahr später den Betrieb aufnahm und genau 103 Jahre bestand. Ende 1892 wurde die Molkerei geschlossen. Obwohl sie nur 150 bis 200 kg Butter erzeugte, konnten die Marlower Böttcher nicht die benötigte Anzahl an Tonnen für den Transport der fertigen Butter bereitstellen.
Der Kaufmann Kossow und der Böttchermeister Levermann gründeten deshalb eine Fassfabrik, die im Juni 1891 die ersten Buttertonnen auslieferte. Bis 1959 stellte man Tonnen und andere Böttchererzeugnisse her, danach Transportpaletten und später Teile für die Möbelindustrie.
Fassfabrik Kossow und Levermann
1992 erfolgte der Rückkauf der Firma aus dem Treuhandbestand durch den Ururenkel Friedemann Kunz. Damit kehrte der in Schweden geborene Unternehmer in die Heimat seiner Eltern zurück. Durch eigene finanzielle Mittel wurden die Werkhallen umfangreich saniert und ScanHaus Marlow begann seine Fertighausproduktion. Später kam ein eigenes Architektenhaus hinzu und 2008 wurde das Recknitztal-Hotel gebaut, um u. a. Kunden in angenehmer Atmosphäre zu betreuen. Mittlerweile gehört das Unternehmen zu den TOP 10 der deutschen Fertighaussteller und produziert mit mehr als 400 Beschäftigten ca. 550 Markenhäuser in modernster Holzständerbauweise pro Jahr.
Scan Haus Marlow
Wenn das Leben und Geschehen in der Stadt sich auch von dem in anderen Kleinstädten wenig unterschied, so stand Marlow in einer Beziehung doch einmalig in Mecklenburg da. Nachdem der Bahnbau im Wesentlichen abgeschlossen war, blieb Marlow die einzige Stadt in Mecklenburg - Schwerin ohne direkten Bahnanschluss. Ab 1901 bemühte sich die Stadtverwaltung mehrmals um einen Bahnanschluss, doch alle Verhandlungen und Anträge hatten kein Erfolg.
Ab 1904 wurde der Personen- und Frachttransport zwischen Marlow und dem Bahnhof Dettmannsdorf-Kölzow mit zwei Kraftwagen der Eisenbahnverwaltung übernommen. In Marlow baute man statt eines Bahnhofs ein „Kraftwagen-Empfangsgebäude" und für die Automobile eine große Garage.
Die politischen Ereignisse in Deutschland vom März 1920 zeigten auch in Marlow und Umgebung ihre Auswirkungen. Streiks, Versammlungen und bewaffnete Aktionen einer linksorientierten Gruppe beunruhigten seit Anfang März die Bevölkerung. Am 27. März 1920 berichtete die Regionalzeitung, dass „auch in Marlow und Umgebung die heißersehnte Ruhe" wieder eingekehrt sei.
Seit 1919 hatte Marlow einen neuen Bürgermeister, einen ehemaligen Berliner. So verwundert es nicht, als sich im Sommer 1920 eine ganze Reihe von Berlinern als Feriengäste in Marlow einfanden. Wieder zurückgekehrt nach Berlin, gründeten sie den „Verein der Marlower Sommergäste aus Berlin" mit dem Ziel, die kleine Stadt und die herrliche Landschaft um Marlow als Sommerfrische bekannt zu machen.
Auf einer Einwohnerversammlung im März 1931 stellten Ingenieure einer Bremer Firma das Projekt einer zentralen Wasserversorgung für Marlow vor. Für das Vorhaben waren Kosten von 110.000 Mk veranschlagt. In einer späteren Stadtvertretersitzung wurde das Projekt jedoch zurückgestellt, denn die Stadt konnte den Bau nicht finanzieren. Sie hatte 25.000 Mk Schulden, und eine langfristige Anleihe wurde ihr deshalb nicht gewährt. Mehr als 39 Jahre mussten die meisten Marlower ihr Wasser noch aus öffentlichen Brunnen mit einer eisernen Handpumpe fördern, denn erst 1961 wurde mit dem Bau einer städtischen Wasserleitung begonnen.
Der von Deutschland ausgegangene Krieg war 1945 nach Deutschland zurückgekehrt und näherte sich seinem Ende. Seit den Luftangriffen auf Rostock waren „Ausgebombte" in Marlow einquartiert und aus dem Osten kamen die ersten Flüchtlinge. Viel Militär zog in den letzten Apriltagen von Vorpommern kommend durch Marlow. Die letzte Einheit, die den Ort am 30. April durchquerte, hatte die Recknitzbrücke zerstört. In den Morgenstunden des 1. Mai 1945 heulten in der Stadt die Sirenen. Diesmal hieß der Alarm: „Die Russen kommen!"
Viele Einwohner verließen die Stadt und versteckten sich in den umliegenden Wäldern. Da es in der Stadt aber ruhig blieb, kehrten gegen Mittag die meisten Einwohner zurück. Am Nachmittag fuhren dann plötzlich russische Panzer durch die Stadt. Diese kamen nicht von Osten her, sondern von Westen, denn die Rote Armee war schon in der Nacht in einem großen Bogen um Marlow herum auf Rostock vorgestoßen. In Marlow begann nun die entbehrungsreiche Nachkriegszeit.
Marlow Heute:
Erleben Sie es, besonders willkommen zu sein im 4-Sterne-klassifizierten Recknitztal-Hotel Marlow, das neben Doppelzimmern auch mit traumhaften Suiten und Themenapartments ausgestattet ist und eine Brauerei sein eigen nennt.
Recknitztal-Hotel Marlow
Neben dem Feriendorf bieten auch weitere private Vermieter ihre Unterkunftsmöglichkeiten an. Damit wird Marlow nicht nur für Tagestouristen interessant sondern bietet auch die Möglichkeit, Urlaubstage in der Stadt zu verbringen.
Ein absoluter Höhepunkt und ein Muss für jeden Gast ist ein Besuch im Vogelpark Marlow. Jährlich begegnen über 250.000 Gäste Tieren aller Kontinente hautnah in begehbaren Gehegen und Volieren. Täglich finden Tier- und Flugshows mit verschiedenen Vertretern aus der Vogelwelt statt. Abwechslungsreiche Spielwelten laden Kinder aller Altersstufen zum Klettern, Experimentieren und Entdecken ein.
Die Marlower Umgebung kann man mit dem Fahrrad, als Wanderer, aber auch auf der Recknitz vom Wasser aus erkunden. Der Marlower Wasserwanderrastplatz lädt von April bis Oktober die Gäste unserer Stadt herzlich ein.
Vogelpark Marlow