Dei Marlowers Borstäkers |
Dei Marlowers Borstäkers ut dat Johr sößteinhunnertacht - as dormals dat Geräd mal güng, dat in den Marlowschen Holt ein groter swarter Bor sien Wesen bidrew un ein un dei anner em ok all seihn harr, dunn rüsten sick dei Marlowschen Börgers tau'ne grote Jagdpartie. Sei leten sick ´ne grote Lanz maken an'n langen Stäl un tröken dormit ut. Wie sei nu oewer al anfaten deden un dat Ding verdwas vör sick drögen, kün'n sei nich ut denn Dur rutkamen. As sei noch so ratschlagten, wo dat nu antaugahn wir, dat sei dat Ding dörchkregen, rep de Kreih: "Scharp vör! Scharp vör!" Dat lücht ehr ok glik in, sei nehmen dat scharp En'n vör un kemen nu dörch dat Dur. As sei nu in den'n Holt kemen, künnen sei denn Bor nich fin'n, bet tauletzt ein chnieder, der am allerdriestesten wir, em utfinnig maken ded. Wil hei nu dei Tapferste wier, müßt hei vörn an dei Spitz un dei Lanz richten, un dei annern föten achter an, un nu güng dat mit ein'n groten Anlop up den'n Boren dal, un sei bohrten dat Undiert dei Lanz half na den'n Lief rin. As sei nu recht taukeken, wir't oewerst blot ein'n ollen verfuhlten Bohmstamm!
Als sechzehnhundertacht die Rede davon war, dass in dem Marlower Holz ein großer schwarzer Bär sein Unwesen treibt und der Eine und der Andere ihn auch gesehen hatte, rüsteten sich die Marlower Bürger zu einer großen Jagdpartie. Sie ließen sich eine große Lanze machen an einem langen Stiel und zogen damit los. Als sie nun aber alle anfassten und das Ding verquer vor sich trugen, konnten sie nicht aus dem Tor kommen. Als sie noch ratschlagten, wie das wohl zu bewerkstelligen wäre, dass sie das Ding durchkriegten, rief eine Krähe: "Das scharfe Ende nach vorn! Das scharfe Ende nach vorn!" Das leuchtete ihnen auch gleich ein, sie nahmen das scharfe Ende nach vorn und kamen glücklich durch das Tor. Als sie nun in das Holz kamen, konnten sie den Bären nicht finden, bis ihn zuletzt ein Schneider, der am allerdreistesten war, ausfindig machte. Weil er nun der Tapferste war, musste er nach vorn an die Spitze und die Lanze richten, und die anderen fassten hinter ihm an. Nun ging es mit einem großen Anlauf auf den Bären los, und sie bohrten dem Untier die Lanze halb in den Leib hinein. Als sie sich die Sache recht begucken, war es aber nur ein alter verrotteter Baumstamm. |
Warum ist die Recknitz so schief und krumm? |
As de leiw Gott anno Toback uns' oll Ierd trechtklütert hett, müßten all de Engels mit ranne, un gor de Düwel würr mit inspannt, so unnot hei dat ok ded. " Du kannst de Bäken int Land Mäkelborg haaken", säd de Herr tau em. Dor spannt de Düwel sien oll Großmudder för den Haaken, un in sienen Arger swenkt hei de Olsch mit sien Sweep düchtig weck in, dat se hen- un herhopsen ded. As sei nu bi de Recknitz to Gang´n sünd, is dat grad son heiten Dag, un de Brookwihgen - so seggen wi doch tau de groten Fleegen, de in´t Brook utbröden - un de Schmulpusen sitten de Olsch so dull up´n Kittel un pisaken ehr. Dor ward se toletzt kandessig un ritt den eenen Strang kort. Nu geiht dat Fuhrwerk jo ümmer hen un her, un in ehr Wut hett sik de Olsch toletzt in dat Reet fastbäten, wat dor stahn hett: Dorvon kamen de Bisse her - drei Tähnen sünd noch in jedet Blatt.
Als der liebe Gott anno dazumal unsere alte Erde zurechtgekleistert hat, mussten auch die Engel mit anfassen, sogar der Teufel musste mit ran, so unnütz er auch war. "Du kannst die Bäche im Land Mecklenburg harken", sagte der Herr zu ihm. Da spannt der Teufel seine alte Großmutter vor den Haken, und in seinem Ärger schwenkt er der Alten mit seiner Peitsche tüchtig eins über, dass sie hin- und herhopste. Als sie nun bei der Recknitz im Gange sind, ist das so ein heißer Tag, und die großen Fliegen, die brüten doch im Bruch, und die Stechmücken piesacken sie doll. Da wird sie ganz wütend und reißt den einen Strang kurz. Nun geht das Fuhrwerk immer hin und her, und in ihrer Wut hat sich die Alte zuletzt im Schilf festgebissen. Davon kommen die Bisse her. Drei sind noch in jedem Blatt. |
Wie die Sülzer die Marlower besiegten |
De Marlowschen hebben mit de Sülter Krieg führt. De Sülter hebben sick up de ein Siet von den Galgenbarg lagert, un de Marlowschen up de anner Siet, de Marlowschen all to Pierd, de Börgermeister vöran. Nu is dat grad´ so in de Tied wäst, wenn de Scharrnbullen so fleegen. Un as se dor nu liggen un luern, flüggt en Scharrnbull den Marlowschen Börgermeister grad´ vör den Kopp. Dor röppt de: " De Sülter scheiten scharp! Ganzes Bataillon - kehrt!"
Bad Sülze ist eine kleine Stadt in der Nähe von Marlow. Die Marlower haben mal mit den Sülzern Krieg geführt. Die Sülzer lagerten auf der einen Seite vom Galgenberg, die Marlower auf der anderen, die Marlower alle zu Pferde, der Bürgermeister voran. Nun war das gerade in der Zeit, wo die Mistkäfer so fliegen. Und als sie da so lagen und lauerten, flog ein Mistkäfer dem Marlower Bürgermeister gerade vor den Kopf, so dass er laut rief: "Die Sülzer schießen scharf, ganzes Bataillon kehrt." So haben die Sülzer den Krieg gewonnen. |
Der Marlower Kuckuck und die Stadtkasse |
Dei Marlower hebben eins ´n groten Posten Geld in de Stadtkass hatt. Dorup beraden sei, wer woll am ihrlichsten wir, wo sei dat Geld am besten in Verwohrung don künnen. Tauletzt gäben sei dat den Kauhhirer, dei nimmt dei Kass mit tau Feld. Nu hebben dor ümmer an dei Grenz dei Marlowsch Kuckuck un dei Brunstörper in dei Wett raupen, un dei Brunstörper hett fixer raupen künnt. Dat argert den´n Kauhhirer; hei will den Marlowschen Kuckuck helpen un stiggt in´n Boom un kuckuckt mit. Unnerdess kümmt dor ´n Handwarksburß dei Landstrat langtogahn, dei süht dei Geldkass dor unner an den Boom stahn , nimmt sei unner´n Arm un geiht dormit af. "Gah du man", röppt dei Kauhhirer em nah, "du sallst dat Geld woll wedderbringen; den Schloetel heff ick in dei Tasch.
Die Marlower hatten mal einen großen Posten Geld in der Stadtkasse. So beraten sie, wer wohl am ehrlichsten wäre, wem sie das Geld in Verwahrung geben könnten. Zuletzt geben sie es dem Kuhhirten. Der nimmt die Kasse mit zum Feld. Nun haben an der Grenze der Marlower und Brunstorfer Kuckuck um die Wette gerufen, und der Brunstorfer hat schneller gerufen. Das ärgert den Kuhhirten und er steigt auf einen Baum und kuckuckt mit. Indessen kommt ein Handwerksbursche die Landstraße entlang. Der sieht die Kasse unter dem Baum, nimmt sie unter den Arm und geht damit weg. "Geh du mal", ruft der Kuhhirte, "du sollst das Geld wohl wiederbringen, den Schlüssel habe ich in der Tasche." |
Prinzessin am Schimmelbrunnen |
Am Johannistag mittags von zwölf bis eins kommt die Prinzessin mit dem goldenen Kessel und geht zum Schimmelbrunnen, um Wasser zu schöpfen. Nur alle 100 Jahre kann die Prinzessin erlöst werden. Nach Ablauf der hundert Jahre war zufällig ein junger Mann auf dem Wockerberg und sah die Prinzessin. Die Prinzessin sprach ihn an und bat ihn, sie und das Schloss erlösen zu wollen. Er möchte am Johannistag um die Mittagszeit am Schimmelbrunnen sein. Sie wäre freilich von Schlangen und wilden Tieren umgeben. Dennoch sollte er den Mut haben, sie zu küssen. Dann wären sie und das Schloss erlöst. Der "Schlosserlöser" - wie auch heute noch der junge Mann in der Sage genannt wird - lockte nun viele Leute aus Marlow und Umgebung am Johannistage zum Schimmelbrunnen. Nur er selbst war feige, ließ seinen Schimmel, mit dem er jeden Tag zum Schimmelbrunnen geritten war, im Stall stehen und hielt sich irgendwo versteckt... Sollte das Schloss nach den nächsten abgelaufenen 100 Jahren doch noch einmal erlöst werden, würde es sich aus der Erde erheben, ohne Schornstein, denn Schlachtermeister Millahn hat den Schornstein beim Umpflügen seines Ackers, der in der Nähe lag, versehentlich zerstört. |